Integrierte Bernsteinsäureproduktion durch Nutzung von Xylose aus Lignocellulose und Kohlendioxid aus Biogas- und Ethanolfermentation

Das Projekt, das die PFI Biotechnologie und die US-amerikanische University of Nebraska-Lincoln (UNL) Anfang Oktober 2017 gemeinsam starteten fokkusiert sich auf die Bernsteinsäure-Produktion durch angepasste Mikroorganismen, die Xylose zusammen mit CO2 zu Bernsteinsäure (engl.: succinic acid) synthetisieren können. Mit einer Laufzeit von drei Jahren wird es im Rahmen des Förderprogramms Bioeconomy International des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

01.10.2017 – 30.09.2020

Die Europäische Union unterstützt die Entwicklung einer nachhaltigen, biobasierten Wirtschaft. Ziel ist, neben Lebensmitteln auch Materialien und Energieträger aus Biomasse zu gewinnen. Dazu zählt beispielsweise Getreidestroh, womit sich das PFI schon seit langem beschäftigt. Um das zu erreichen, bedarf es kostengünstiger Methoden, sog. Precursor für die Chemieindustrie bereitzustellen. Bernsteinsäure wurde als eines der wichtigsten biobasierten s.g. Plattformchemikalien identifiziert, die als Vorprodukt in der Chemieindustrie für unterschiedlichste Anwendungen, z.B. Polymere, eingesetzt werden kann. Besonders wichtig ist hier die Entwicklung von kostengünstigen Herstellungsverfahren.

Ansatzpunkt: Nutzung Co-Produkte von Bioraffinerien, Biogasanlagen und Bioethanolfabriken

Bioraffinerien, die sich an landwirtschaftlichen, lignifizierten Reststoffen zur Verzuckerung der Cellulosefraktion zu Glucose bedienen, produzieren auch als Nebenprodukt Xylose. Xylose stammt aus der Hemicellulosefraktion und fällt bei thermochemischen Aufschlussverfahren an. Xylose ist eine Pentose für die es bisher wenige Verwertungsmöglichkeiten gibt. Beispielsweise kann Xylose von der traditionellen Hefe Saccharomyces cerevisiae nicht zur Fermentation zu Ethanol genutzt werden. Actinobacillus succinogenes ist ein Stamm der von Natur aus Bernsteinsäure produziert. Dieser Stamm soll im Rahmen des Projekts für die Nutzung von Xylose genetisch optimiert werden.

Das notwendige Kohlendioxid stammt hierbei vom Biogas bzw. der Bioethanolfermentation. Biogas als CO2 Quelle spielt vor allem in Europa eine Rolle. Biogas hat i.d.R. CO2 Konzentrationen zwischen 30 und 50 % die bisher ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben werden. Mit mehr als 8000 Biogasanlagen in Deutschland stehen genügend Potentiale zur Verfügung das Nebenproduckt CO2 stofflich zu nutzen.

Die Bioethanolproduktion ist in Nebraska ein bedeutender Industriezweig. Nebraska ist drittgrößter Maisanbauer in den USA und produziert jährlich aus 18 Millionen Tonnen Mais 76 Millionen Hektoliter Bioethanol. Pro Kilogramm Ethanol wird bei der Fermentation 0,95 kg CO2 produziert. Damit stehen in Nebraska erhebliche Mengen CO2 für eine stoffliche Nutzung zur Verfügung.

Fermentation im Tropfkörperreaktor

Um den Stofftransfer der flüssigen und gasförmigen Nährstoffe zu Verbessern eignet sich ein Tropfkörperreaktor. Hier siedeln sich die Organismen auf einer festen Oberfläche an, während ein flüssiges Nährmedium von oben nach unten durch den Reaktor tropft. Gleichzeitig wird von unten das Gas (Biogas bzw. CO2 aus der Bioethanolproduktion) eingeblasen und wandert im Gegenstromverfahren nach oben. So wird der Organismus optimal mit Nährstoffen und CO2 versorgt. Dieses Konzept ermöglicht außerdem, dass die ausgeschiedene Bernsteinsäure im flüssigen Medium unten im Reaktor abgeleitet werden kann.

Doppelter Nutzen durch Verknüpfung von Verfahren

Durch die Verknüpfung der Xylosefermentation zu Bernsteinsäure mittels Nutzung von CO2 aus Biogas entsteht ein Vorteil für beide Verfahren. Einerseits stehen für die Bernsteinsäure-Produktion günstige Substrate zur Verfügung, Xylose aus Lignocellulose und CO2 aus Biogas, gleichzeitig wird bei der stofflichen Nutzung des CO2 das Biogas vom CO2 befreit und kann als Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist werden. Damit ergibt sich eine alternative Methode zur Biogasaufbereitung. Die CO2 Bilanz von Biogas bzw. Bioethanol kann durch die stoffliche Nutzung von CO2 für Bernsteinsäure somit weiterhin verbessert werden.

 

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